5G Fortschritt für wen?

5G - Fortschritt für wen?

„vgl. Interview mit Jörn Gutbier (1. Vorsitzender von diagnose:funk) zu 5G bei 5G-Anbieter.info,  https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1333
1. Technologie-/Innovationsfeinde? Fortschritts-Verhinderer?

Technik sinnvoll nutzen! Die Gesundheit muss an erster Stelle stehen. Das tut sie aber weder bei der Auto-, noch bei der Atom- und Mobilfunkindustrie. Der Profit steht an erster Stelle.

Die blinde Technik- und Industriefreundlichkeit der letzten 100 Jahre hat ein atemberaubendes Artensterben und die Klimakatastrophe beschert, welche die Existenz der Menschheit akut gefährden.

Mit welcher Arroganz die Verursacher dieser Entwicklung (Industrie, Politik) eine Vorsorgepolitik aktiv verhindern und besorgte Bürger*innen in die Ecke der Fortschrittsfeinde stellen wollen, ist immer wieder erstaunlich.
Die wirklichen Fortschrittsfeinde sind jedoch die, die auf gesundheitsschädlicher Technik beharren, sich den wissenschaftlichen Erkenntnissen verschließen, Veränderungen verweigern und die Entwicklung neuer, umweltverträglicher Technik dadurch blockieren: Glyphosat, Diesel, Energie aus Kohle etc.
2. Was ist Fortschritt?

Fortschritt, ohne eine von den Profiteuren unabhängige Risiko-/Nutzenabwägung ist kein Fortschritt: Es werden nur die Probleme und Risiken an die nächste Generation vererbt. Auf diesen Fortschritt muss die Menschheit verzichten, wenn sie weiter bestehen will.
3. Erfordert ein flächendeckender Handy-Empfang 5G?  NEIN!

ZITAT aus dem Brief v. Andreas Scheuer (BMVI) und Svenja Schulze (BMU) an die Kommunen mit Ratschlägen, wie auf die massive Kritik am 5G-Ausbau als Kommune zu reagieren ist, um diesen beschleunigt durchzusetzen:
„Klassische Mobilfunkanwendungen wie Telefonieren oder Surfen im Internet sind bereits mit 3G, und insb. mit 4G zuverlässig und leistungsstark möglich. [..] Für den „normalen Nutzer“ [..] wird die Qualität von LTE weiterhin ausreichen. Für die regelmäßigen Nutzer von Sprach- und Datendiensten ist deswegen eine flächendeckende LTE-Abdeckung zunächst viel wichtiger.“
4. Gibt es strahlungsärmere Alternativen?  JA!

Konzepte zur Strahlungsminimierung, wie
  • die Trennung der Indoor- und Outdoorversorgung und Entscheidungsfreiheit jedes Einzelnen wie er seine Indoorversorgung individuell regelt (keine Durchstrahlung der Baumasse und damit weniger Leistung erforderlich).
  • Ausbau Breitbandnetze (Glasfaser)
  • ein nationales Roaming (1 Mobilfunknetz für Alle): Wir bauen doch auch nur eine Autobahn zwischen Stuttgart und München und nicht eine für jeden Autobauer.
5. Elektromagnetische Felder (EMF) auch in der Natur

Die Entwicklung des Lebens und der biologischen Artenvielfalt hat sich vor dem Hintergrund natürlicher elektromagnetischer Felder vollzogen und wurde durch sie entscheidend beeinflusst. Zellen, Gewebe und Organe im Körper verständigen sich nicht nur über chemische Botenstoffe, sondern auch über elektrische Signale (Herzspannungskurven im EKG, Gehirnspannungskurven im EEG, Muskelspannungskurven im EMG etc.).

Heute überlagern die künstlichen Felder die natürlichen in ihrer Stärke in der Regel um viele Größenordnungen. Der sogenannte Elektrosmog kann u.a. das vegetative und zentrale Nervensystem, Hormone, Chromosomen und Zellen beeinflussen und auch stören. Eine zu starke und zu lange Elektrosmogbelastung ist Stress für lebende Systeme, kann zu verschiedenen, teils schweren Krankheiten führen. Plausible Modelle für die Wirkmechanismen dahinter sind bekannt.
6. Ist 5G die bessere Alternative, da durch höhere Senderdichte tendenziell die spezifische Absorptionsrate (SAR-Wert: thermischer Effekt) und Exposition fallen?

Nein, das genaue Gegenteil ist der Fall: Kapazitätsausbau durch neue Sendeanlagen wird zu Bestehendem dazu gebaut (z.B. Stuttgart). Auch wenn so eine „kleine Sendeanlage“ mit genehmigungsfreier Abstrahlleistung von 10 Watt arbeite, führt dies zu einer Erhöhung der Bestrahlung. Dazu kommen die Millionen neuer Endgeräte (Internet of Things, IoT).

Die für den Immissionsschutz erforderliche Trennung von Indoor- und Outdoorversorgung wird konterkariert: Es ist weiterhin oberstes Planungsziel von 5G, jegliche Baumasse im Umfeld der Sendeanlage zu durchstrahlen (IoT). Grundsätzlich führt eine Verkürzung der Funkstrecke zur Senkung der Abstrahlleistung. Befindet sich aber dämpfende Baumasse zwischen dem Smartphone als Sendeanlage und der (neuen) Empfangsanlage muss die Sendeleistung massiv erhöht werden.
7. Gibt es sichere Grenzwerte? Appell 180 Ärzte und EU fordern neue Grenzwerte

Internationale Wissenschaftler und Ärzte warnen vor den Gesundheitsrisiken durch den Mobilfunkstandard 5G und fordern ein Moratorium. Sie fordern die Überprüfung der Technologie, die Festlegung von neuen, sicheren „Grenzwerten für die maximale Gesamtexposition“ der gesamten kabellosen Kommunikation, sowie den Ausbau der kabelgebundenen digitalen Telekommunikation zu bevorzugen.

(vgl.  Appell: Wissenschaftler warnen vor potenziell schweren gesundheitlichen Auswirkungen der 5G-Mobilfunktechnologie PDF, 893 KB, 13. September 2017)

Auch der Wissenschaftliche Dienst des Europäischen Parlaments fordert im Februar 2020, neue Expositionsgrenzwerte festzulegen. Diese Grenzwerte sollten nicht auf der energiebezogenen, spezifischen Absorptionsrate (SAR-Wert, thermischer Effekt), sondern auf den biologischen Auswirkungen der EMF-Strahlung basieren (vgl. www.europarl.europa.eu).
Die Europäische Kommission fordert im Jahr 2000 (um nachgewiesenes Schädigungspotenzial auszuschließen) die Einhaltung von
100 Mikrowatt/qm
Grenzwert in Deutschland 3G (UMTS) / 4G (LTE):
61 V/m = 10.000.000 Mikrowatt/qm
Um den Grundrechteschutz der Unverletzlichkeit der Wohnung zu gewährleisten fordert der BUND einen Vorsorgewert von
1 Mikrowatt/qm
Diskutierte Vorsorgewerte : in Deutschland geltender Grenzwert
1 : 10.000.000
8. Zeitliche Korrelation des Mobilfunks in Krankenkassenreports, Statistiken

1,3 Mio. der 18 bis 27-Jährigen lassen sich Migränemittel verschreiben (400.000 mehr als in 2005), Kopfschmerzen bei Kindern sowie ADHS sind seit 2000 explodiert, Burnout, das Erschöpfungssyndrom ist Volkskrankheit Nr. 1 (physiologische Grundlage ist oxidativer Stress, u.a. Energiedefizit auf Zellebene).
9. Bundesamt für Strahlenschutz, Robert Koch Institut (RKI)

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sieht es als wissenschaftlich gesichert an, dass Mobilfunkstrahlung krebspromovierend wirkt, und dieser Effekt tritt bereits bei Bestrahlungsstärken weit unterhalb der geltenden Grenzwerte auf.

Krebsregister des RKI: Steigerungsraten klar erkennbar.

Krebsausbreitung dort besonders stark, wo Nutzer ihre Handys, Tablets etc. hinhalten und wo Organe der Strahlung der Antennen direkt ausgesetzt sind: Lymphdrüsenkrebs; Verdopplung des Schilddrüsenkrebs bei Frauen zwischen 20 und 39 Jahren in weniger als 8 Jahren; Zunahme der Hirntumore bei Jugendlichen zwischen 2000 und 2010.
10. Auseinandersetzung der Politik mit den Risiken

Fast 50% der deutschen Bevölkerung sind inzwischen über die Risiken der Strahlenbelastung besorgt und in der Wissenschaft gibt es heftigste Kontroversen über Gesundheitsgefahren. Aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage beruhen diese Sorgen nicht auf irrationaler Angst oder Technikfeindlichkeit. Politiker nehmen, so scheint es jedenfalls, in der Regel die Sorgen ernst, um dann zu überlegen, wie diese im Interesse der Industrie zerstreut werden können.
11. Grundrechte und demokratische Wahlen

In der Smart City Charta der Bundesregierung steht auf S. 43 unter "Visionen eines hypervernetzten Planeten": "6. Post-voting society Da wir genau wissen, was Leute tun und möchten, gibt es weniger Bedarf an Wahlen, Mehrheitsfindungen oder Abstimmungen. Verhaltensbezogene Daten können Demokratie als das gesellschaftliche Feedbacksystem ersetzen.

Der Grundtenor der Smart City Charta: Wachstum, Wachstum, Wachstum!

Mit 5G werden gigantische Datensammel- und Überwachungsstrukturen geschaffen.
12. Umwelt und Klima

Laut dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) werde der unregulierte digitale Umbau der Gesellschaft die Klima- und Umweltkrise beschleunigen und die planetarischen Leitplanken durchbrechen.
13. Gibt es Alternativen zu 5G: Ja, Breitband (Glasfaser) als Grundversorgung

Der Ausbau des Breitbandnetzes ist also nicht ein reiner Kostenfaktor, sondern ein Konjunkturpaket erster Güte:
  • Steigerung der Attraktivität der Gemeinde
  • Steigerung der Attraktivität ihrer Gewerbestandorte und der Produktivität der Unternehmen
  • aktiver Gesundheitsschutz vor zusätzlicher Hochfrequenzstrahlung.
Grundlage für die Bereitstellung schneller Breitbandnetze ist Glasfaser (GF):
  • GF ist wachsendem Datenvolumen in den nächsten Jahrzehnten gewachsen
  • GF hat eine konstant gute Übertragungsqualität
  • GF ermöglicht symmetrische Up- und Downstream-Geschwindigkeiten
  • GF hat konstant hohe Bandbreiten, kaum Einbußen bei großen Entfernungen
  • GF ist störungsfrei bei allen Wetterbedingungen
  • GF ist im Einsatz energieeffizient, insbesondere im Vergleich zur Funklösung
  • GF erzeugt keinerlei elektromagnetische Strahlung
  • GF ist störungsfrei gegenüber elektromagnetischen Einflüssen anderer Installationen / Anwendungen.

14. Warum brauchen wir überhaupt 5G und neue Mobilfunkmasten?

Antwort Minister Scheuer und Schulze:

Zur Effektivität und Zuverlässigkeit des ÖPNV und für das autonome Fahren.
In der Landwirtschaft zur Steuerung und Dosierung von Pflanzenschutzmitteln und den Düngereinsatz, [..] mithilfe von Drohnen [..].
Im Gesundheitssektor für telemedizinische 5G-Anwendungen.

Wollen das die Kommunen und ihre Einwohner?

Sie wollen einen besseren ÖPNV, weniger Autos, eine ortsnahe Versorgung, eine intakte Natur und gesunde Nahrung. Mit Digitalisierung wird das Gegenteil eingeleitet.

ÖPNV: mehr Züge, Busse; bessere Taktung; mehr Güter auf die Schiene; kein Kaputtsparen der Bahn; NICHT notwendig 5G-gesteuerte Züge, zumal es die bereits ohne 5G gibt.

Autonomes Fahren: es braucht radikal weniger Autos (Hauptursache der Umweltzerstörung); Autoindustrie plant mit dem autonomen Fahren einen Angriff auf den ÖPNV; WP-Ges. Deloitte: „[..]Verkehrsaufkommen dürfte wegen Robotaxis um bis zu 40% steigen.“ SZ, 10.9.2019

Landwirtschaft 4.0: Ziel ist die digitalisierte, industrielle Hochleistungslandwirtschaft. Sie ist Ursache für Auslaugung, Zerstörung der Böden, pestizidverseuchte Monokulturen, Schädlingsbefall.
Was wir brauchen ist ein radikaler Schnitt für ein Umsteuern zu einer ökologischen Landwirtschaft in Symbiose mit Mensch und Natur.

Telemedizinische Anwendungen: Telemedizin, Fernbehandlung, Patientenbetreuung auch in strukturschwachen Gebieten brauchen kein 5G, sondern erfolgen heute schon aus technischen und aus Sicherheitsgründen über Glasfaserkabel. Nutzung Mobilfunk bleibt die Ausnahme (Rettungswagen). Für eine bessere medizinische Versorgen muss das Kaputtsparen des Gesundheitswesens zur Bedienung von Renditeansprüchen aufhören. Statt einer Dehumanisierung brauchen wir mehr und besser bezahltes Personal auf Grundlage eines renditefreien, solidarischen Gesundheitsversicherungssystems.

Fazit: Geplante Investitionskosten zur 5G-Abdeckung in allen europäischen, städtischen Gebieten bis 2025: ca. 500 Mrd. Euro, die besser investiert wären in nachhaltiges Wirtschaften, Ausbau ÖPNV, ökolog. Landwirtschaft, Klimaschutz. 

15. Es gibt immer mehr Geräte, die mit Funk ausgestattet sind. Ist das nicht schon viel zu viel?

Antwort Minister Scheuer und Schulze:

Bisher gibt es keine Beweise, dass durch die vielen neuen Geräte mit Quellen elektromagnetischer Felder deutlich mehr Strahlung beim einzelnen Menschen ankommt und Grenzwerte überschritten werden.

Der 8. Mobilfunkbericht der Bundesregierung bestätigt hingegen, dass die Bevölkerung mit 5G einer höheren Dosis zelltoxischer Mikrowellenstrahlung ausgesetzt werden: „Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet rasant voran. Dies wird zu einer starken Zunahme der drahtlosen Kommunikation insgesamt, mit vermehrtem Einsatz EMF führen und damit auch zu einer insgesamt höheren Belastung der Bevölkerung führen.“ SmartHome, als Wachstumsmarkt von der Bundesregierung forciert, wird eine verstrahlte Zone werden.

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